Netzwerkmanagement in der kommunalen Suchtprävention

VORTIV (vor Ort aktiv) ist die Serviceplattform für kommunale Alkoholprävention. Das Angebot richtet sich an Fach- und Multiplikationskräfte, die im Rahmen der kommunalen Suchtprävention in den Lebenswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aktiv sind. Das Projekt wird vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG; ehem. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) in Kooperation mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) umgesetzt.

Für die Serviceplattform VORTIV hat Prof. Schubert 8 Module mit 33 Modulbausteinen entwickelt, in denen die Grundlagen für das Netzwerkmanagement in der Suchtprävention vermittelt werden:

Modul 1: Abhängigkeit der Netzwerkstrategie vom Präventionsansatz

Modul 2: Notwendiges Grundwissen über Netzwerke

Modul 3: Zielfindung und Zielverfolgung als „roter Faden“

Modul 4: Auswahl und Gewinnung der Netzwerkakteure

Modul 5: Aufbau eines kommunalen Suchtpräventionsnetzwerk

Modul 6: Aufgaben der Koordination im Netzwerk

Modul 7: Entwicklung der Netzwerkkultur

Modul 8: Sicherung der Nachhaltigkeit

Die Module werden im Laufe des Jahres 2025 als modulares Schulungsangebot zum Netzwerkmanagement auf der Webseite www.vortiv.de eingestellt. Darüber hinaus werden auf der Serviceplattform VORTIV (vor Ort aktiv) weitere Unterstützungs- und Beratungsangebote für Netzwerkverantwortliche in der Suchtprävention vor Ort genutzt werden können.

Auf der Fachtagung „Qualität in der Suchtprävention“, die am 26./27. Juni 2025 in Mainz stattfand, präsentierten Prof. Schubert und Dennis Kücking vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit im Workshop „In Netzwerken wirken“ den Beitrag „Netzwerkmanagement in der Suchtprävention – Erfolgskriterien sowie die vorgesehenen Unterstützungsangebote auf der Serviceplattform VORTIV“ und erläuterten das für die Jahre 2025 bis 2028 geplante Angebot – wie Präventionshinweise, Materialien, Schulungsmodule und Beratung zum Netzwerkmanagement.

Netzwerkmanagement in der Eigenständigen Jugendarbeit

Zusammen mit der Jugendstrategie des Ministeriums „Jung. Eigenständig. Stark.“ - kurz: JES! – und dem 2. Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz, der die Lebensphase Jugend in den Mittelpunkt stellt, ist PEP ein wichtiges strategisches Element zur Stärkung der Jugendpolitik und Jugendarbeit in Rheinland-Pfalz. Seit 2013 werden mit Unterstützung der Verwaltung der Abteilung Landesjugendamt des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) für und mit sozialpädagogischen Fachkräften von Trägern der kommunalen und verbandlichen Jugendarbeit in Rheinland-Pfalz unter wissenschaftlicher Begleitung Wege zur Profilierung der Jugendarbeit entwickelt – d.h. wie die Anliegen der jungen Menschen noch effektiver in die jugendhilfepolitischen und kommunalpolitischen Strukturen eingebracht werden können.

In der Strategie des übergreifenden Politikansatzes der Eigenständigen Jugendpolitik werden die Interessen junger Menschen in den Mittelpunkt eines ressortübergreifenden politischen Handelns gestellt. Dafür muss als erstes ein Zugang in die Netzwerke der jungen Generation im Alter zwischen 12 und 27 Jahren eröffnet werden. Als zweites bedarf es einer kontinuierlichen Beziehungspflege mit Schlüsselpersonen aus den verschiedenen Fachressorts, die jugendpolitische Themen tangieren – wie z. B Schule, Kultur, Sport, Politik, Medien, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und viele weitere Funktionsbereiche. Diese breit aufgefächerte Vernetzung kann nicht von einer Fachkraft der öffentlichen Jugendhilfe allein geleistet werden. Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der Eigenständigen Jugendpolitik besteht daher im Zugang zu Verbündeten – einerseits aus der verbandlichen, der offenen und mobilen Jugendarbeit und andererseits in der kommunalen Verwaltung. In einer „Vermittlungs“-Rolle können diese Kontakte über ihre Beziehungspfade wiederum Zugänge zu den Entscheiderinnen und Entscheidern in den verschiedenen Feldern und Institutionen eröffnen. Als weitere Grundvoraussetzung ist es bedeutsam, dass junge Menschen in diese ressortübergreifende Vernetzung und die damit verbundenen Planungs- und Entscheidungsprozesse partizipativ eingebunden werden.

Prof. Schubert verantwortet die netzwerkstrategischen Schritte im Projekt „JES! mit PEP vor Ort“. Den Fachkräften wurden in den Schulungen zwei Orientierungsfragen an die Hand gegeben: Wen brauchen wir zur Unterstützung, damit ein konkretes Projektziel der Eigenständigen Jugendpolitik erfolgreich erreicht werden kann? Über wen finden wir Zugänge zu diesen Akteuren? Auf dieser Grundlage haben die Teams in den Modellkommunen nach der Zielformulierung erkundet, über welche Beziehungsstrategien die Ziele erreichbar werden können. Die Aktivitäten werden darauf ausgerichtet, (1) die Schlüsselpersonen aus der Kommunalverwaltung und der Zivilgesellschaft zu identifizieren, (2) die bestehenden Vernetzungen zu erkunden und (3) den möglichen Veränderungsbedarf bzw. den weiteren Vernetzungsbedarf zu ermitteln, so dass (3) das Praxisprojekt in einer abgeleiteten Netzwerkstrategie zum Erfolg geführt werden kann.

PEP – das Praxisentwicklungsprojekt zur Profilierung der Jugendarbeit in Rheinland-Pfalz (2013 – 2015)

  • Dokumentation: https://lsjv.rlp.de/fileadmin/lsjv/Themen/Kinder/Downloads/Jugendarbeit_Jugendsozialarbeit/PEP/PEP-1_Dokumentation.pdf

JES! mit PEP vor Ort (2017 – 2019)

  • Dokumentation: https://lsjv.rlp.de/fileadmin/lsjv/Themen/Kinder/Downloads/Jugendarbeit_Jugendsozialarbeit/PEP/PEP-2_Dokumentation.pdf

JES! mit PEP vor Ort 3 (2021 – 2023)

  • Dokumentation: https://lsjv.rlp.de/fileadmin/lsjv/Themen/Kinder/Downloads/Jugendarbeit_Jugendsozialarbeit/PEP/PEP-3_Dokumentation.pdf

Aktuell findet JES! mit PEP vor Ort 4 statt. Die Laufzeit der vierten Generation wurde von 2025 bis 2027 veranschlagt.

Netzwerkfortbildungen – Online und in Präsenz

Darüber hinaus bietet Prof. Schubert kontinuierlich Inhouse- sowie Online-Fortbildungen an. Das Konzept der Netzwerkfortbildung wird auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten. Der fachliche Input vermittelt die Grundlagen, die für das Generieren von Strukturen einer wirkungsvollen Netzwerkkooperation erforderlich sind. Die Darstellung der Schlüsselelemente des Netzwerkens beinhaltet das „Kleine Einmaleins“ der Netzwerkarbeit. Ergänzend werden die sich daraus ergebenden Anforderungen an die beteiligten Koordinations- und Führungskräfte vorgestellt. Zu den Netzwerkkompetenzen gehört es, die Hierarchie der beteiligten Organisationen und die Heterarchie als Idealprinzip der Kooperation im Netzwerk auszubalancieren. Das wird im fachlichen Input dargestellt, um die Teilnehmenden für die Unterschiede zwischen Steuerung und Koordination, aber auch für unterschiedliche Rollen der verschiedenen Positionen eines Netzwerks zu sensibilisieren. Besondere Berücksichtigung können außerdem die „Kommunikationselemente einer nachhaltigen Netzwerkgestaltung“ finden. Abschließend – quasi als Fazit – wird der Blick auf die „Stellschrauben“ gerichtet, an denen für eine erfolgreiche Netzwerkpraxis „gedreht“ werden muss.

Diese Grundlagen werden aus der Netzwerkforschung abgeleitet und im Rahmen methodischer Übungen für die Praxis des Anstoßens und Gestaltens von Netzwerken handhabbar gemacht. In den Schritten des Praxistransfers und der Reflexion werden die Teilnehmenden befähigt, das eigene Handlungsrepertoire zu hinterfragen und sachgerecht weiterzuentwickeln.

Folgende Aspekte werden thematisiert:

  • Schlüsselelemente der Pflege eines Netzwerks (inkl. „Steuerung“ und „Koordination“ von Netzwerken zwischen Hierarchie und Heterarchie)
  • Stakeholderanalyse und Gewinnung von Schlüsselpersonen
  • Anforderungen an Koordinations- und Führungskräfte und an die Rollenklärung im Netzwerk
  • Kommunikationselemente für die nachhaltige Gestaltung eines Netzwerks
  • „Stellschrauben“ für eine erfolgreiche Netzwerkpraxis – wie z.B. Formate und Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Netzwerkkooperation

Beispielhaft können die Fortbildungen im Online-Format ..

  • für Schlüsselpersonen im Projekt „Starke Bündnisse gegen sexualisierte Gewalt in Baden-Württemberg;
  • für Mitarbeitende der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung;
  • für Koordinator/innen von bzw.  Akteur/innen in sozialräumlichen Netzwerken der Pflegestrukturplanung in rheinland-pfälzischen Kommunen

genannt werden.

Exemplarisch für Inhouse-Formate in Präsenz:

  • Netzwerkfortbildung für Fachkräfte der Quartiersorientierung der Stadtverwaltung Stuttgart
  • Fortbildung in der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland in Berlin

Die zugrunde liegenden Fortbildungskonzepte stellen eine Weiterentwicklung des Konzepts „Netzwerkmanagement und Netzwerkkoordination professionalisieren!“ dar, das Prof. Schubert im Projekt „Synergien vor Ort“ der Bertelsmann-Stiftung ausgearbeitet und erprobt hatte. Die Materialien zu den Fortbildungen zum Netzwerkmanagement sind zu finden unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/synergien-vor-ort/projektthemen/fortbildungen

Auf der einen Seite wird den Koordinatoren das Handwerkszeug mitgegeben, damit sie sicher durch das unwegsame Gelände der Arbeit im Netzwerk schreiten und diese wirkungsvoll auf die abgestimmte Zielstellung hin koordinieren können. Auf der anderen Seite werden Führungskräfte qualifiziert, ein besseres Verständnis davon erlangen, welche Rolle Sie selbst in der Entstehung und dem Erhalt von organisierten Netzwerken spielen, wie tief sie einsteigen und die Arbeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern können.